Sonntag, 20. November 2011

Samstag ist Goldminen-Tag

Für Samstag (19.11.2011) steht ein Ausflug gemeinsam mit Edgardo nach La Carolina an. Dort wurde lange Zeit Gold abgebaut. Wir wollen uns die Miene ansehen. Dafür haben wir einen Guide angeheuert, der Englisch spricht. Zuerst sehen wir uns aber die Inti-Huasi Höhle in der Nähe von La Carolina an, in der bedeutende archäologische Funde gemacht wurden.

Zuerst muss nach der langen Anfahrt (circa 80 km) ein Kaffee her. Gut, dass es vor der Höhle eine kleine Touristenabzocke gibt.



In der kleinen Kneipe sind auch ein paar Funde ausgestellt. Die sehen wir uns dann gleich mal an. 





Dann beginnt die Führung durch unseren Guide. Er zeigt uns zuerst ein paar Schaukästen und ein paar Poster, auf denen wichtige geografische und historische Daten vermerkt sind. 



Nach all der Theorie geht es nun endlich ab in die Höhle. Sie ist recht klein und kann wohl mit der Drachenhöhle in Mixnitz nicht mithalten. 1:0 für die Steiermark.





Nach Besichtigung der Höhle essen wir im Ort zu Mittag. Das Lokal ist nicht besonders sauber und es riecht auch ein wenig komisch. Das Vegetarieressen besteht wie so oft aus Nudeln.


Wie üblich läuft der Fernseher.


Nach dem Essen machen wir uns auf in Richtung Miene. La Carolina ist touristisch erschlossen, das sieht man auch an dem Laden, wo man den Eintritt in die Mine bezahlt. Dort bekommen wir auch Helme und Gummistiefel ausgehändigt.



Auf dem Weg zur Miene bewundere ich die Landschaft; durch den anhaltenden Nebel sieht es hier richtig mystisch aus. Das Wetter ist wie bei uns im November - kalt und nebelig. Gut, dass ich meine Haube mitgebracht habe. Wieder erregt mein Grad an Vorbereitung (Haube, Taschenlampe) Aufmerksamkeit. Komisch.

Die typische Bauweise von Häusern in La Carolina: Häuser werden aus Steinplatten gebaut, die übereinander gelegt werden und mit Zement, früher Lehm, verbunden werden.


Es gibt hier sogar ein Museum, ein Café und ein kleines "Konferenzzentrum". Im Moment findet gerade ein Treffen der Freimaurer statt. Passt gut zu der mystischen Stimmung, so ein Verschwörertreffen.




Nach ein paar einleitenden Worten des Guides betreten wir die Miene durch einen der Stollen.


Es ist richtig dunkel hier.



An den Wänden sieht man oxidiertes Eisen. Durch die Oxidation bekommt Eisen die typische rostige Farbe. Der kleine weisse Fleck in der Mitte des Fotos ist übrigens der Eingang der Miene. Wir sind hier also schon ganz schön tief im Berg.


Auch das Wasser ist rostig. Sollte man nicht trinken. Ausser ich vielleicht mit meinem ewigen Eisenmangel.


In einem anderen Stollen sind die Wände plötzlich gelb. Diese Färbung wird durch Sulfur verursacht. Apropos - ein Insider für die Landwirte unter uns: hier läuft im Fernsehen nach Werbung für Waschmittel, Milch oder ähnliches eine Werbung für Round-Up. So ein richtiger Werbespot. Habe ich bei uns noch nie gesehen, sowas.


Der Guide zeigt uns Stalaktiten an der Decke, also Tropfsteine. Wer einmal in der Lurgrotte war, ist davon nur minder beeindruckt. 2:0 für die Steiermark. 


Als wir am Ende des Stollens ankommen, bittet der Guide uns, unsere Lichter auszuschalten. Wir befinden uns nun in absoluter Dunkelheit. Wir schweigen für einige Minuten. Es ist ein Gefühl, als würde man schweben. Man hört Wassertropfen auf den Boden fallen. Wunderschön. Ich muss an Simon denken, der bei der Drachenhöhle bei Mixnitz erklärt hat, dass man, wenn man sich nur auf das Geräusch von Wassertropfen konzentriert, einen Zustand der tiefen Entspannung erreichen kann. Ich weiss nun, was er gemeint hat. 

Wir schalten die Lichter ein und gehen den Weg wieder zurück. Draussen ist es heller geworden und der Nebel hat sich ein wenig verzogen. Eine kleine Hündin läuft uns nach, sie ist offensichtlich trächtig und hungrig. Später wird Edgardo ihr zwei Tartitas zum Fressen geben.


Wir beschließen, uns das Labyrinth aus Steinen anzusehen, das auf der gegenüberliegenden Seite auf einen Hügel gebaut ist. Auf dem Weg dorthin sehen wir noch das Grabmal eines Freimaurers. Ich finde, er sieht aus wie Drakula. Aber Transsylvanien ist doch so weit weg!


Das Grabmahl sieht aus wie ein Schachbrett. Dazu passt angeblich das Gedicht von Borges auf der Tafel.

 

Aber weiter geht es; das Labyrinth wartet auf uns.





Nach einigen Fehlversuchen gelingt es uns, das Zentrum des Labyrinths zu entdecken.


Nun wollen wir noch einen Blick in das Museum werfen. Der Bau sieht ganz interessant aus, wie ich finde. Und sehr modern.



Der Weg zum Museum ist gesäumt mit Kunstwerken, die treffende Namen tragen wie "Büste des Kopfes eines Mannes". Kreativ.


Auf dem Rückweg sehen wir noch einen Frosch, der wie ein Feuersalamander gefärbt ist. Der Frosch hat knallrote Füße.


Wir geben die Gummistiefel und die Helme zurück und fahren zurück in den Ort La Carolina. Dort sehen wir uns noch die Kirche an, die ebenfalls in der typischen Steinbauweise gebaut wurde. Der Guide verrät uns, dass seine Freunde und er manchmal die Kirche hinaufklettern. Kann ich gut verstehen.





 Nach einem Kaffee in einem kleinen Lokal im Ort machen wir uns auf den Heimweg. Mehr als eine Stunde Fahrzeit liegt noch vor uns. Weil das Wetter besser geworden ist, sehen wir viel von der wunderschönen Landschaft.


In der Ferne sehe ich, wie die Sonne durch die Wolkendecke bricht. Mir fehlen die Worte, diese Schönheit zu beschreiben.




Wieder in San Luis bekommen  Michael und ich noch eine Einladung von Veronika per SMS zu einer Geburtstagsfeier. Um 23:00 soll es losgehen in einem Lokal. Ich bin unschlüssig. Soll ich noch hin? Ich will zwar, aber die Müdigkeit übermannt mich. Ein anderes Mal, denke ich mir, als ich in den Sonnenuntergang blicke. 





Wochenbericht

Also aus Las Quijadas letzten Sonntag (13.11.2011) wurde dann nichts. Es hatte schon in der Nacht auf Sonntag stark zu regnen begonnen. Damit fiel der Ausflug ins sprichwörtliche Wasser.



Gut, dann gab es zuerst mal ein Sonntagsfrühstück.



Der restliche Tag war dann eher ruhig, durch den Regen konnte ich nicht viel unternehmen. Habe mir die Schnulze Sabrina auf Spanisch angesehen.

Das Wetter wurde zu Wochenbeginn etwas besser, allerdings war es noch immer kalt und wolkig. Zumindest mal kein Regen mehr. Montag, Dienstag und Mittwoch standen jede Menge Besprechungen, Präsentationen und Treffen zum Ideenaustausch an.

Am Mittwochvormittag (16.11.2011) hat uns Veronika, die wir beim Trekking nach Salto de Pancanta kennengelernt hatten, spontan gefragt, ob wir nach der Arbeit Lust auf eine kleine Wanderung auf den Corre de la Cruz in Juana Koslay hätten. Hatten wir natürlich. Und so ging es nach dem Arbeiten zuerst schnell ins Apartment zum Umziehen und um ein paar Sachen in den Rucksack zu packen. Michael und ich trafen uns beim Busbahnhof und fuhren nach Juana Koslay, einem kleinen Ort in der Nähe von San Luis.



Das Busfahren ist hier echt billig, nur 1.50 Pesos für die Strecke. Juana Koslay sieht nobler aus als San Luis. Größere und schönere Häuser.



In Juana Koslay angekommen, begaben wir uns zum vereinbarten Treffpunkt, wo uns Veronika und Kary schon erwarteten.

Das Wetter war nicht berauschend, stark wolkig, aber noch kein Regen.

Die beiden Argentinierinnen legten ordentlich Tempo vor - sie machen diese Wanderung dreimal pro Woche als Training.




Erst vor kurzem hatten sie einen 5000er in Chile bestiegen. Sportlich.

Der Weg zum Corre de la Cruz war durchgehend steil. So legten wir viele Höhenmeter in kurzer Zeit zurück. Mir machte das Tempo nichts, ich fühlte mich total lebendig. Nach 20 Minuten begann es leicht zu tröpfeln, aber wir wollten weitergehen. Ich hatte Regenhut und Regenjacke mit, mir machte der Regen also nichts. Die anderen waren wieder mal beeindruckt, wie gut ich ausgerüstet bin. Ich war froh, dass ich meine gesamte Wanderausrüstung nach Argentinien mitgenommen habe.

Man hatte eine herrliche Fernsicht auf die umliegenden Berge und Orte. Von oben sah man gut, wie akkurat die Strassen in San Luis gezogen wurden - alles gerade, nicht so wie bei uns zuhause.






Die beiden Argentinierinnen sprechen übrigens kein Wort Englisch. Ich verstehe ungefähr, was sie sagen, und mittlerweile kann ich mich auch ein wenig mit Ihnen verständigen. Die Sprachbarriere verhindert aber nicht, dass wir uns alle gut verstehen und viel Spass haben.

Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir den Gipfel - wir legten circa 600 Höhenmeter zurück. In so einem Tempo war ich noch nie auf einen Berg gestiegen.






Der Wind wurde stärker und wir hörten nun auch Donner. So stiegen wir rasch wieder ab. Eigentlich sind wir quasi den Berg runtergelaufen um dem Gewitter zu entkommen. Auch in einem sehr schnellen Tempo. Aber es zahlte sich aus, wir entkamen dem Wetter.




Veronika und Kary boten an, uns im Auto mitzunehmen. Dann fragten sie, ob wir schon etwas vorhaben, oder ob wir auf einen Mate zu Veronika mitkommen wollten. Wir wollten. Ich weiss, ich wiederhole mich, aber - die ArgentinierInnen sind so nette Menschen! Wir tranken Mate (ich Tee) bei Veronika, sahen uns Fotos von ihrer Tour auf den 5000er an und aßen Facturas. Veronika erzählte, dass sie  Unterricht in Salsa gibt und lud uns gleich für zu ihrem Kurs ein, der an diesem Abend stattfand. Da keine Zeit mehr zum Umziehen war, gingen wir in Wanderklamotten zum Salsakurs.

Der Salsakurs wird von einigen Frauen um die 45 besucht - Michael war an diesem Abend der einzige Mann. Salsa ist gar nicht so einfach. Aber es macht richtig Spass. Mal ganz was anderes.



Nach dem Kurs luden uns die Frauen für Freitag Abend zum Essen bei Veronika ein. Ich konnte es gar nicht fassen. Quasi Fremde nehmen einen zuerst zum Wandern mit, fahren einen durch die Stadt, laden zu Tee, Salsa Kurs und dann noch zum Essen ein. Unglaublich.

Nachdem Salsa Kurs gingen Michael und ich noch eine Kleinigkeit essen und ein Bier trinken. So eine Gastfreundschaft haben wir beide noch nicht erlebt. Muss wie ein Kulturschock für Argentinier sein, wenn sie nach Europa reisen.

Am Freitag (18.11.2011) trafen wir uns mit zwei aus dem Salsa Kurs um 21:30 vor der Universität. Die beiden nahmen uns im Auto mit zu Veronika. Wir holten noch eine weitere Tänzerin ab und fuhren quasi durch die ganze Stadt. Veronika wohnt in einem Viertel, das etwas ausserhalb liegt.

Bei Veronika gab es Fachitas, die man selber mit den verschiedensten Dingen füllen konnte. Viel Gemüse stand auf dem Tisch, das war super für mich. Wie hier üblich, lief der Fernseher beim Essen. Ich versuchte, mich in schlechtem Spanisch an den Gesprächen zu beteiligen. Es gelang auch teilweise. Wir sahen uns auch einen kurzen Film von der 5000er Wanderung in Chile an. Es war beeindruckend. Irgendwann möchte ich auch auf so einen hohen Berg steigen.

Mittlerweile war es fast 1:00 - die ersten machten sich auf den Heimweg. Wir halfen noch beim Abwasch und insgeheim hoffte ich auch, dass wir bald fahren werden. Aber denkste, die Ladies fingen an, sich zu schminken und sich aufzubrezeln. Mir wurde auch ein Lippenstift angeboten. Ich kam mir schon ein wenig blöd vor, weil ich an der allgemeinen Schminkerei nicht teilnahm. Die Gastgeberin hatten wir zuletzt vor 30 Minuten gesehen. Schliesslich tauchte sie wieder auf, total durchgestylt und gut gelaunt. Während ich müde war und ins Bett wollte, wollten die anderen alle in die Disco. Und sie wollten, dass wir mitgehen. Als ich sagte, dass ich gern schlafen gehen möchte, waren sie ein wenig enttäuscht. Michael versuchte auch noch, mich zu überreden. Aber bei mir ging nichts mehr, ausserdem war es für mich natürlich auch anstrengend, dass alle nur Spanisch sprechen. So setzten mich die Damen zuhause ab. Dann dauerte es aber noch eine gute Stunde bis ich einschlafen konnte.