Vor meiner Krankheit waren wir ja noch im Nationalpark Sierra de las Quijadas, davon habe ich noch gar nicht berichtet. Las Quijadas liegt etwa 120 km entfernt von San Luis und ist ein 150.000 Hektar großes Areal bestehend aus Canyons aus rotem Sandstein. Die Flora und Fauna im Nationalpark ist einzigartig, verschiedenste Kakteen und Heilpflanzen wachsen hier; es gibt Guanacos und sogar Pumas.
Für diesen Ausflug hatten wir eine deutschsprachige Guide gebucht, die uns direkt von zu Hause abgeholt hat und mit Michael und mir nach Las Quijadas gefahren ist. Die Guide sprach so gut Deutsch, dass ich wirklich geglaubt habe, sie komme aus der Gegend um Hamburg. Falsch geraten, sie war eine gebürtige Argentiniern, deren Großeltern nach dem ersten Weltkrieg nach Buenos Aires ausgewandert waren.
Die Fahrt war unglaublich, man hat das Gefühl, man fährt ins Nichts. Ewige Weiten. Ein befreiendes Gefühl. Am Strassenrand Ziegen und große Teiche - die Leute hier sind an kein Wassernetz angeschlossen und sammeln so das Regenwasser.
In Las Quijadas angekommen, erklärte uns die Guide zuerst, wo wir gehen dürfen und wo nicht. Es ist nämlich gefährlich, abseits der Wege zu gehen, da die porösen Steinschichten am Rand immer brechen können.
Dann machten wir uns auf den Weg durch die Canyons. Unser Ziel war der höchste Gipfel im Nationalpark, von dem wir eine tolle Aussicht auf einige der bekanntesten Felsformationen im Park haben sollten, die Pharaones.
Hier sieht man die Spuren eines Guanacos. Guanacos haben keine Hufe, sondern weiche Trittpolster. So pressen sie den weichen, porösen Boden nicht zu sehr zusammen. Die Guanacos wurden von den Spaniern massiv gejagt; mittlerweile glaubt man, dass es in ganz Südamerika nur mehr 60 000 Guanacos gibt. Die Spanier brachten stattdessen Esel ins Land, die mit ihren Hufen den Boden eigentlich zerstören.
Es gibt hier einen Brauch; man schlichtet eben diese Steinhaufen auf um die Götter der Natur zu ehren. Geht man an so einem Haufen vorbei, so soll man einen Stein dazulegen. Die Ureinwohner von hier, die Mapuche, glaubten, in jedem Ding auf der Welt steckt eine Seele; und jedes Ding hat seinen bestimmten Zweck, den es auf der Erde erfüllen soll. Ein Stein kann zum Beispiel zum Zweck haben, einer Ameise Schatten zu spenden. Ein schöner Gedanke, finde ich.
Da es erst vor kurzem geregnet hatte, war der Park unglaublich grün und alles blühte. Das war anscheinend sehr ungewöhnlich; wir sahen sogar Pflanzen blühen, die die Guide selbst noch nie blühend gesehen hatte.
Die Guide war wirklich super, eine ruhige, sehr kluge Frau, die uns viel über die Natur und die Pflanzen erzählen konnte. Was ich besonders beeindruckend fand, waren die Geschichten der Ureinwohner, die Mapuche, die sie erzählte. Woran die Mapuche glaubten, wie sie lebten und auch wie und warum sie von den Spaniern vertrieben wurden. Besonders grausam ist die Tatsache, dass die Spanier den Mapuche die Zunge herausschnitten, damit diese ihre Kultur nicht weitergeben konnten. Dabei waren die Mapuche ein sehr friedliches Volk, dass die Natur sehr achtete. Die Mapuche versuchten zum Beispiel, nicht zu viel Fleisch zu essen. Deshalb rieben sie die eiweissreiche Rinde eines speziellen Baumes zu Mehl, das sie zu Brot weiterverarbeiteten.
Ich finde, es ist an der Zeit, dass solche Völker wieder mehr Gehör finden in unserer Welt.
Hier sieht man einen Teerbaum, mit glatter, grüner Rinde. Die Teerbäume fand ich besonders schön.
Am Ziel angekommen machten wir Rast mit Blick auf die Pharaones. Die Aussicht war unglaublich, man sah über das ganze Tal. Ich habe viele Fotos gemacht, aber die Stimmung war schwer einzufangen.
Nach etwa 20 Minuten Rast machten wir uns auf den Rückweg.
Die beginnende Dämmerung tauchte die Berge in ein ganz besonderes Licht; sie erschienen noch roter als vorher.
Zum Sonnenuntergang setzten wir uns ganz still auf den Boden. Die untergehende Sonne warf ein wunderschönes Licht auf die Berge; in diesem Moment vermisste ich Georg ganz besonders.
Das kann ich nur zurückgeben!! Super Fotos und super Blogeintrag. ...und ich krieg Fernweh!
AntwortenLöschenMan kennt ja die Geschichte, Gras, andere Seite des Zauns, grüner und saftiger... ;)
AntwortenLöschenWas anderes: zeig mal ein Foto von Michael. Hab schon so viel von ihm gelesen, aber ihn noch nicht gesehen...
AntwortenLöschenZuhause dann. Hab ne persönliche privacy policy - keine Gesichter auf dem Blog. Ausserdem hab ich sonst zuhause nichts mehr herzuzeigen... also - stay tuned!
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